Natürlich schauen wir in Sachen Politrhetorik gerade alle in Richtung USA. Vor der ersten TV-Konfrontation Harris–Trump war man gespannt, wie sich die Kandidaten „aufstellen“ werden. Bei Kamala Harris wurde schon bei den ersten Auftritten ihr rhetorischer Ansatz deutlich: Sie macht Donald Trump zur Nebensache und hält sich mit persönlichen Angriffen zurück. Sie setzt vielmehr auf eine positive Zukunft und erteilt der negativen Kommunikation der Vergangenheit eine Absage. „This campaign is about two very different visions for our nation. One focused on the future. The other focused on the past.“ Statt sich mit dem politischen Mitbewerber zu beschäftigen, investiert sie jede Sekunde ihrer Reden in ihre Themen wie z.B. die „Middle Class“. Dieser verspricht sie, wovon die Mittelschicht träumt: Aufstieg, ein eigenes Häuschen, soziale Sicherheit, und sie appelliert dabei an den Optimismus der Nation.
Gute Laune anstatt Untergriffigkeit? Dass man damit gegen einen Kandidaten wie Trump punkten könnte – darauf hätte hierzulande niemand gewettet. Optimismus anstatt Negativität – davon könnten auch wir im Finish des Nationalratswahlkampfes mehr vertragen!
Kamala Harris appelliert, an den amerikanischen Traum zu glauben, und schafft damit rhetorisch Augenhöhe mit den Menschen. Das scheint nicht nur eine kluge Gegenstrategie zu Donald Trump zu sein, sondern auch eine willkommene Abwechslung zu den Negativkampagnen der vergangenen Jahre, die ein tief gespaltenes Land zurückgelassen haben.
Auch in Österreich befinden wir uns in einer kommunikativen Negativspirale, die durch Populismus und stark polarisierenden Politikern jeglicher Couleur befeuert wird. Im derzeitigen medialen Alltag hören wir mehr über gegenseitige Schuldzuweisungen als über politische Positionen. Fast jede Minute der TV-Zeit wird für Angriffe und politisches Kleingeld verwendet. Wer verspürt da nicht auch Sehnsucht nach einer anderen Welt? Wer wünscht sich da nicht auch mehr Optimismus?
Die PRESSE 18.09.2024 Beitrag von Kristin Allwinger :
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